Schwerhörigkeit behandeln und Demenzrisiko reduzieren

In Deutschland laben momentan rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung [1]. Eine erschreckend hohe Zahl, die aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch weiter steigen wird. Experten vermuten, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 auf 2,4-2,8 Millionen erhöhen wird. Neben Herzkrankheiten, Lungenerkrankungen und Krebs zählt Demenz deshalb zu einer der schlimmsten Krankheiten der Gegenwart. Denn sie beeinflusst nicht nur die geistigen Fähigkeiten, sondern die gesamte Wahrnehmung sowie das Verhalten und Erleben des Betroffenen. Um dem Fortschreiten dieser Gedächtnisstörung entgegenzuwirken, wurden zahlreiche Studien veranlasst, die eine Korrelation zwischen Demenz und anderen Umwelteinflüssen untersuchen sollten.

Das Resultat: Unbehandelte Schwerhörigkeit kann Altersdemenz begünstigen und den Krankheitsverlauf verschlimmern. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch, dass regelmäßige Hörvorsorge und Hörgeräte das Demenzrisiko signifikant reduzieren können. Eine Investition in eine Hörhilfe lohnt sich deshalb nicht nur zur akuten Therapie, sondern auch zur Demenz-Prävention.

Hörverlust im Alter: Ursachen und Folgen

Altersschwerhörigkeit ist keine Seltenheit. In Deutschland sind bereits 30 % der Personen über 60 davon betroffen. Die Anzahl sowie das Ausmaß der Erkrankung nehmen dabei mit steigendem Alter immer weiter zu. Die Ursache dafür liegt im Innenohr. Hier befinden sich feine, bewegliche Haarzellen, welche die akustischen Wellen aufnehmen und in elektrische Signale umwandeln. Im Alter verkümmern diese Haarzellen nach und nach, wodurch die Signalübertragung gestört wird und die verschiedenen Frequenzen nicht mehr deutlich wahrgenommen werden können.
Dieser Prozess verläuft oft schleichend und wird von den Betroffenen meist nicht sofort bemerkt. Anstatt die Hörschädigung zu behandeln, ziehen sie sich immer weiter zurück, meiden Gespräche mit ihren Mitmenschen und riskieren eine gesellschaftliche Isolation.

Korrelation von Hörverlust und Demenz

Studien [2] untersuchten den Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Demenz sowie Sehbehinderung und Demenz und kamen dabei zu folgendem Ergebnis: Während das Sehvermögen keinen signifikanten Einfluss auf die Demenz-Entwicklung hatte, erwies sich der Hörverlust als stabiler sensorischer Risikofaktor. Bei einem unbehandelten Hörverlust war hier das Risiko für eine Demenz-Erkrankung fünf Mal so hoch. Der genaue Zusammenhang ist dabei nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass die Betroffenen anfälliger für Demenz sind, weil der unbehandelte Hörverlust über die Jahre hinweg sehr viel Gehirnleistung fordert, um Stimmen herauszufiltern, Hintergrundgeräusche auszublenden und leisen Unterhaltungen zu folgen. Durch die starke Konzentration auf das Hören werden andere Hirnfunktionen vernachlässigt und der Hippocampus in Mitleidenschaft gezogen. Gleichzeitig resultiert ein zunehmender Hörverlust häufig in einem gesellschaftlichen Rückzug, was ebenfalls ein Risikofaktor für Demenz ist.

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Erste Hilfe: Hörgeräte

Durch das Tragen eines Hörgerätes lässt sich die Hörminderung gut kompensieren und somit das Demenzrisiko deutlich reduzieren. Deshalb sollten gerade im Alter regelmäßig Hörtest durchgeführt werden, um eine Hörverminderung möglichst schnell erkennen und behandeln zu können. Denn je länger man wartet, desto schwieriger wird die Behandlung, da sich das Gehirn erst wieder an das veränderte Hören anpassen muss. Die rechtzeitige Versorgung mit einem Hörgerät kann hingegen kognitive Beeinträchtigungen verhindern, das Gehirn weiterhin mit akustischen Reizen stimulieren und das Demenzrisiko deutlich reduzieren. Deshalb sollten Sie lieber früher als später aktiv werden und sich über Hörgeräte informieren – für Ihre Ohren, für Ihr Gehirn und für Ihre Gesundheit.

Birgitte Hansen

Eidg. dipl. Hörgeräteakustikerin (Hörgerätespezialistin)
Hearing Home, Meilen